Was zeichnet ein Biodiversitätsdach aus?
Ein extensiv begrüntes Flachdach lässt sich mit gezielten Maßnahmen zu einem sogenannten Biotop- oder Biodiversitätsdach weiterentwickeln.
Entscheidend für die ökologische Aufwertung sind strukturelle Unterschiede auf der Dachfläche und eine hohe Vielfalt an Pflanzen, besondes an heimischen Arten. Verschiedene Substrathöhen und zusätzliche Elemente wie Sandlinsen und Totholz schaffen vielfältige Teil-Lebensräume mit Nahrungsangebot und Rückzugsorten für Insekten, Vögel und andere Kleintiere – gerade im städtischen Umfeld, wo solche Strukturen zunehmend fehlen.
Was lässt sich konkret umsetzen?
- Anlage einer Sandfläche (Sandlinse): Eine vegetationsfreie, teils angehügelte Fläche aus ungewaschenem, feinem Sand auf dem Dach bietet Wildbienen und anderen Insekten wertvolle Lebensräume. Hier finden sie geeignete Plätze zur Eiablage.
- Temporäre Wasserstellen – Tränke und Vogelbad: Eine flache Mulde, ausgekleidet mit Teichfolie und bedeckt mit Sand, sammelt Regenwasser und bildet eine temporäre Wasserfläche. Diese kann von Vögeln als Tränke oder Bad genutzt werden. Auch Insekten profitieren, indem sie dort Wasser aufnehmen.
- Totholz als Strukturelement: Abgestorbene Äste und Stämme auf der Dachfläche erfüllen gleich mehrere ökologische Funktionen: Unter anderem dienen sie Vögeln als Singwarte, bieten Insekten Nistplätze und schaffen Lebensraum für Moose, Flechten und Pilze. Wichtig ist, das Holz so zu platzieren oder zu befestigen, dass es auch bei starkem Wind nicht vom Dach geweht wird.
Welche Kosten entstehen und welche Fördermöglichkeiten gibt es für eine Dachbegrünung?
Die Kosten für eine Dachbegrünung unterscheiden sich je nach Art und Größe Ihres Projekts. Für eine extensive Begrünung kleiner Flächen (wie eines Garagendaches) können Sie mit 50 bis 100 Euro pro m² für das Material rechnen. Bei einer Beauftragung eines Fachunternehmens können Sie diesen Betrag ungefähr verdoppeln. Eine intensive Dachbegrünung ist teurer, da es sich um einen Garten mit großer Gestaltungsvielfalt und höheren Anforderungen handelt.
Viele Städte und Kommunen aber auch Land und Bund bieten Förderprogramme an, die bis zu 50 % der Kosten für die Begrünung eines Daches übernehmen. Wir empfehlen Ihnen, sich vor Beginn der Maßnahme über die Möglichkeiten einer Förderung zu informieren.
Welche Pflege und Wartung benötigt ein Gründach?
Obwohl extensive Dachbegrünungen relativ pflegeleicht sind, benötigen sie regelmäßige Pflege, um ihre Funktion und Ästhetik langfristig zu erhalten. Besonders in den ersten Wochen nach der Bepflanzung sollten Sie das Substrat feucht halten, damit die Pflanzen gut anwachsen.
Wichtige Maßnahmen zur Pflege:
- Entfernen von unerwünschten Pflanzenaufwuchs
- Rückschnitt der Pflanzen bei Bedarf
- Nachsaaten und -pflanzungen bei Fehlstellen
- Auffüllen von Substrat
- Bedarfsgerechtes Düngen bei Nährstoffmangel
- Notbewässerung in langen Trockenperioden
- Reinigung der Entwässerungseinrichtungen
Auch wenn das Dach selbst pflegeleicht ist, sollten Sie es regelmäßig auf Beschädigungen oder Wasseransammlungen prüfen, um mögliche Schäden frühzeitig zu erkennen.
Beachten Sie: Die Zusammensetzung der Vegetation kann sich im Laufe der Jahre verändern. Dieser natürliche Wandel ist meist unproblematisch und führt sogar zu einer ökologischen Aufwertung des Daches.
Ist für eine Dachbegrünung eine Genehmigung erforderlich?
Für die extensive Begrünung eines bestehenden Daches ist in Nordrhein-Westfalen in der Regel keine Baugenehmigung erforderlich. Eine Genehmigung kann jedoch notwendig werden, wenn bauliche Veränderungen geplant sind oder das Dach künftig genutzt werden soll, zum Beispiel als begrünte Dachterrasse. In diesem Fall handelt es sich um eine sogenannte Nutzungsänderung, die genehmigungspflichtig ist.
Unser Tipp: Nehmen Sie im Vorfeld Kontakt mit dem zuständigen Bauamt auf. Dort erhalten Sie auch Informationen zu lokalen Fördermöglichkeiten, die Sie bei der Umsetzung finanziell unterstützen können.
Immer mehr Kommunen schreiben die Dachbegrünung für Neubauten aktiv im Bebauungsplan vor – als Beitrag zur Klimaanpassung - zum Beispiel zur Entlastung der Kanalisation bei Starkregen.
Kann ich Küchenkräuter auf einem extensiv begrünten Dach pflanzen, geht das?
Ja, auf gut erreichbaren extensiven Gründächern – beispielsweise auf Gartenhäusern oder Garagen – können auch robuste Küchenkräuter kultiviert werden.
Geeignet sind: Thymian, Echter Dost/Oregano, Winter-Bohnenkraut und Schnittlauch.
Unser Tipp: Legen Sie eine Substrathöhe von mindestens 10 bis 12 cm an. Für frisches Grün auf dem Teller hilft es, in langen Trockenperioden gelegentlich zu gießen. Wir wünschen einen guten Appetit!