Das Wichtigste in Kürze:
- Schrägdächer bis 45 Grad Neigung können extensiv begrünt werden und leisten einen wichtigen Beitrag zur Klimaanpassung.
- Der Begrünungsaufbau muss statisch und konstruktiv auf die Dachneigung abgestimmt sein.
- Bis zu einer Neigung von 10 Grad kann die Begrünung in Eigenregie durchgeführt werden.
- Pflegearme, trockenheitsverträgliche Pflanzen schaffen eine langlebige, ökologische Dachbegrünung.
Schrägdächer mit Neigungen bis 45 Grad können, ähnlich wie Flachdächer, extensiv begrünt werden – jedoch sind bei der Begrünung von Schrägdächern besondere Herausforderungen zu beachten. Die Wahl des passenden Begrünungsaufbaus hängt dabei nicht nur von der Neigung, sondern in besonderem Maße auch von der Statik und Konstruktion des Daches ab, damit der bis zu 15 cm dicke Aufbau der extensiven Begrünung vom Dach getragen werden kann. Auf ihr wachsen trockenheitsverträgliche Pflanzen, die mit wenigen Nährstoffen auskommen und daher pflegearm sind.
Ein entscheidender Punkt bei der Begrünung von Schrägdächern ist, dass es sich häufig um Holzkonstruktionen mit begrenzter Tragfähigkeit, also einer geringen Lastreserve, handelt. Besonders bei hinterlüfteten, zweischaligen Bedachungen (Kaltdächer) muss auf eine ausreichende Belüftung geachtet werden, um eine Schädigung der Dachkonstruktion zu vermeiden.
Darüber hinaus müssen beim Schrägdach zusätzliche Anforderungen berücksichtigt werden, um die Begrünung sicher und dauerhaft zu gestalten.
Weitere Herausforderungen bei der Schrägdachbegrünung:
- Abrutschgefahr: Der Begrünungsaufbau muss stabil und sicher auf dem Dach verankert sein.
- Wasserabfluss: Auf Schrägdächern muss dem schnellen Abfluss von Regenwasser entgegengewirkt werden, um die Wasserversorgung der Pflanzen zu gewährleisten.
- Erosionsschutz: Das Substrat muss vor Erosion geschützt werden, um die Bodenstabilität zu gewährleisten.
- Zugänglichkeit: Schrägdächer sind schwieriger zu begehen, was die Durchführung von Pflege- und Wartungsmaßnahmen erschwert.
Wie kann ein flach geneigtes Dach (5 bis 10 Grad, max. 15 Grad) begrünt werden?
Für Dächer mit einer Neigung bis 10 Grad ist die Begrünung ähnlich unkompliziert wie bei Flachdächern. In dieser Neigungszone können die gleichen Aufbauten wie auf Flachdächern mit max. 5 Grad Neigung verwendet werden. Gartenhäuschen, Garagen und Co. können bis zu diesem Dachneigungswinkel noch gut eigenständig begrünt werden.
Ein einschichtiger Aufbau ist bis 10 Grad Neigung uneingeschränkt möglich. Ein spezielles Struktur- und Wasserspeichervlies auf der Dachabdichtung kann für besseren Halt und eine höhere Wasserspeicherung sorgen.
Es kann auch ein mehrschichtiger Begrünungsaufbau zum Einsatz kommen. Diese Konstruktion ist sogar bis zu einer Dachneigung von 15 Grad möglich, wenn die Dränageplatten mit Wasserspeicherfunktion direkt mit dem Substrat verfüllt werden, denn dann ist das Substrat gut in der Konstruktion verzahnt. Das Filtervlies zwischen Substrat- und Dränageschicht wird in diesem Fall weggelassen. Damit der Aufbau besonders leicht ist, bestehen die Platten aus einem leichten Material wie zum Beispiel ESP (expandierter Polystyrol-Hartschaum). Ein stabiles Traufprofil am Dachrand (Kantblech am unteren Rand eines Daches) verhindert, dass die Platten abrutschen.
Für kleine Flächen im DIY-Bereich können die immer beliebter werdenden Kassettensysteme eingesetzt werden. Diese sind zwar etwas teurer als der klassische Dachbegrünungsaufbau, dafür jedoch leicht selbst umzusetzen. Auch Systeme mit einer integrierten Wasserspeichermatte, z. B. aus Mineralwolle, können verwendet werden.
Welche Besonderheiten gelten bei mittlerer Dachneigung (10 bis max. 30 Grad)?
Ab 10 Grad Neigung sind zusätzliche Maßnahmen gegen das Abrutschen des Begrünungsaufbaus zwingend notwendig. Dazu muss die Zahl der aufeinander liegenden Elemente reduziert werden, da das Abrutschrisiko an den Schichtgrenzen am höchsten ist. Konkret bedeutet das den Verzicht auf Wurzelschutzfolie und Filtervlies. Anstelle der Wurzelschutzfolie sollte eine wurzelfeste Dachabdichtung zum Einsatz kommt.
Spätestens ab einer Dachneigung von 15 Grad sind spezielle Schubsicherungen erforderlich, um den Aufbau zu stabilisieren – häufig in Form von Gittern oder Schubschwellen aus langlebigem Kunststoff. Um eine Beschädigung der Dachabdichtung bei der Anbringung der Schubschwellen zu vermeiden, werden diese an Netzen oder Seilen befestigt, die über das Dach gehängt werden. Starre Gitter oder Wasserspeicherplatten mit Dränagefunktion können durch ein zusätzlich stabilisiertes Traufprofil gehalten werden. Um Gewicht einzusparen sind die Platten in der Regel aus leichten Materialien wie zum Beispiel ESP (expandierter Polystyrol-Hartschaum) hergestellt.
Für den Schutz vor Erosion empfiehlt sich der Einsatz von Vegetationsmatten. Diese verhindern das Abtragen des Substrats. In Trockenperioden kann eine Zusatzbewässerung notwendig werden.
Informationen darüber, bis zu welchem Dachneigungsgrad Sedum-Kassetten eingesetzt werden können, finden Sie in den jeweiligen Herstellerangaben.
Was ist bei Steildächern (ab 30 bis 45 Grad Neigung) zu beachten?
Bei Dächern mit einer Neigung von mehr als 30 Grad sind spezielle statische Berechnungen erforderlich, um die Tragfähigkeit der Dachkonstruktion und die Belastbarkeit der Sicherungsmaßnahmen zu gewährleisten. Der Begrünungsaufbau entwickelt ab dieser Neigung starke Kräfte, die sowohl das Abrutschen der Begrünung als auch die Verlagerung von Schüttgütern zur Folge haben können. Jedoch ist die Struktur der Schubsicherungen in Form von Waben, Gittern oder Rastern darauf ausgelegt, dies zu verhindern. Auch die Verwendung von Vegetationsmatten trägt dazu bei, dass es nicht zu einer Substratverlagerung hin zum tiefsten Punkt (in der Regel die Dachtraufe) kommt.
Neben den beschriebenen klassischen Sicherungsmaßnahmen können speziell konzipierte Kunststoffdachpfannen genutzt werden, die bereits vorab begrünt sind und wie Dachziegel auf die Holzlattung gelegt werden. Sie geben dem Vegetationsaufbau Halt und sorgen mit ihrer Struktur für einen guten Wasserrückhalt bei gleichzeitiger Dränagefunktion. Zu beachten ist, dass die Dachkonstruktion der eines Ziegeldachs entspricht, die Abmessungen jedoch abweichen können.
Der Einsatz eines automatischen Bewässerungssystems kann sinnvoll sein, um besonders in sonnigen Lagen die Wasserversorgung der Pflanzen in dem dünnschichtigen Aufbau zu optimieren.
Fazit
Die Begrünung von Schrägdächern erfordert eine sorgfältige Planung und Ausführung, um sowohl die statischen Anforderungen zu erfüllen als auch eine nachhaltige und pflegeleichte Begrünung zu gewährleisten. Je nach Dachneigung gibt es spezifische technische Lösungen, die den unterschiedlichen Herausforderungen gerecht werden.
